Kirchheim. Der Liederkranz scheint eine ganz besondere Beziehung zu den himmlischen
Wettermächten zu pflegen: schon zum zweiten Mal wurde der Mut zum Risiko - einer Serenade
"sul sereno", also "unter freiem Himmel" - mit einem zauberhaften Sommerabend belohnt,
nachdem bei Konzertbeginn noch düstere Wolken gedroht hatten. Doch genau wie beim
"Capriccio Ialiano", wie könnte es anders sein, spannte sich ein seidenblauer Himmel
über den Schlosshof, und Musizierende wie Zuhörer genossen die wunderbare Athmosphäre.
Nicht nur die Kooperation mit den Wettergöttern, auch die mit anderen musizierenden
Institutionen funktionierte also wieder einmal bestens. In Zeiten, in denen die traditionellen
Chor-Institutionen sichtbar mit Nachwuchsmangel zu kämpfen haben, bietet sich diese geradezu
an. So waren im Rahmen einer "Dauerkooperation" schon zum vierten Mal die Grundschulkinder
des Alleenschulchores sowie die Schopflocher "Albspatzen" dabei. Unter der Leitung von
Martina Michaela Sturm hatten die Kinder einen herzerfrischenden Auftritt ohne jede
Podiumsangst, sangen gut vorbereitet, frisch und sauber drauflos, swingten und klatschten
aus Leibeskräften. Und im "Kartoffel Boogie" schlug die Stimmung nicht nur im Vorratskeller,
sondern auch im Schlosshof hohe Wellen.
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Mit drei a capella gesungenen Reverenzen an drei Jubilare des Jahres 2008 hatte der Liederkranz
zuvor sein treues Publikum begrüßt. Die anspruchsvollen Chorsätze von Zelter, Brahms und Distler
wurden unter dem bewährten Dirigat von Rolf Hempel klangschön, mit exzellenter Textartikulation
und feinen dynamischen Schattierungen gwesungen.
Für instrumentale Abwechslung im Programm sorgte die Akkordeongruppe des Gesangvereins Eintracht
Jesingen unter Wolfgang Haller. Sie zauberte südliches Flair in den Schlosshof. Der Oleander
schien noch prächtiger zu blühen, der Brunnen noch romantischer zu rauschen bei "Sommernacht
am See", "Serenata d'amore", "Blaue Adria" und anderen Highlights zum Mitsummen, allesamt
vom Jesinger Ensemble mit Präzision und Musikalität gespielt.
Doch damit nicht genug der Kooperation. Für die beiden chorischen Blöcke im zweiten Teil des
Serenadenabends hatte sich der Liederkranz mit dem "Frohsinn Ötlingen" zusammengetan, und
somit erschien auf dem Podium eine beeindruckende Anzahl von Sängerinnen und Sängern.
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Inzwischen hatt auch der schlimmste Wetterpessimist resigniert, ein laues Windchen belebte
den warmen Sommerabend und wirbelte schon einmal ein paar Notenblätter davon, doch auch dies
Problem ließ sich mit einem ausreichenden Vorrat an Wäscheklammern in bunten Sommerfarben
meistern.
Noch einmal a capella ging es auf eine musikalische Reise quer durch Europa. Rolf Hempel
führte die bestens vorbereiteten und aufmerksam singenden Chöre nach Tschechien zur reizenden
"Andulka", übers sommerliche England und den Vierwaldstätter See mit dem herzigen "Von Luzern
auf Wäggis zu" bis ans finnische Meer. Das von der Akkordeongruppe angeschlagene Sommer-Thema
"Italien" griff der zweite Block, diesmal unter der kompetenten Leitung von Elisabeth Dietze
auf. Mit "Südliche Nächte", "Bella Napoli" und die ewig jung gebliebenen "Capri-Fischer"
verzauberten die Sänger ihr Publikum, und die Schwalben über dem Schlosshof zwitscherten mit,
dass es eine Freude war.
Wieder einmal darf der Liederkranz auf eine gelungene Schlosshofserenade stolz sein.
Gunthild Arnold
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